dezember

Seifenblase

 

Heute setze ich mich

in eine Seifenblase

schwebe davon

der Wind wird mich leiten

Wenn sie platzt

hänge ich mich an einen Löwenzahnsamen

wie an einen Rettungsschirm

 

Was soll mir schon passieren?

Sind doch nur Träume

Wenn wir in unseren Träumen nicht fliegen

Wann dann?


november

Herbst

 

Und plötzlich

können wir wieder Herbstfotos machen

und der Wind

scheucht Herbstgedanken

durch unsere Köpfe

und der Regen

wäscht Herbstfarben

in die Bäume

und es wird

wieder dunkel

und es wird

frostkalt bei Nacht

und dann

ist beinahe

schon wieder Weihnachten


Oktober

Papierboot

 

Ich möchte mich

ganz klein zusammenfalten

wie ein Papierboot

treiben lassen im Ozean

 

Sorge dich nicht um mich

Wellen tragen

Frage nicht wohin

das Ziel ist nicht wichtig

solange deine Gedanken

bei mir sind

 

Schreibe sie auf meine Seiten

ich nehme sie mit

auf meine Reise


august

Das Bild

 

Ich sehe

drei Schiffe, blaues Wasser, den Horizont

Im Holzrahmen

 

In meinen Gedanken

fließt das Wasser

aus dem schief hängenden Bild

 

Ich fühle

Meer, Weite, unbegrenzt

wie das Wasser

aus dem Bild fließen


juli

Zeit

 

Wenn ich die Zeit finde

bitte ich sie

stehenzubleiben

damit wir Luft holen können

und festhalten

was wirklich wichtig ist

bevor es weitergeht

in Lichtgeschwindigkeit

zum nächsten Moment


juni

Fünf Minuten

 

Die Augen schließen

an nichts denken

die rosa Elefanten

bleiben draußen

und spielen Murmeln

 

Auszeit

die Wärme der Sonne

spüren

dem Prasseln des Regens

lauschen

 

nur du

im hier

                                                         und jetzt


mai

Atmen

 

Weißschäumende Wellen

verlaufen im Sand

wie wir uns verlaufen

in unseren Bemühungen.

Wirft denn jede Lösung

ein neues Problem auf?

Irgendwann müssen wir auftauchen

und atmen

atmen.


april

Jetzt spüre ich es auch

 

Schneller, immer schneller

schlägst du

Takt um Takt im

Rhythmus der Musik

Wie viele Schläge noch

bis du zerspringst vor Glück?

Ich halte die Luft an

kann dich nicht stoppen

längst hast du erkannt

dass nicht die Musik

deinen Galopp bestimmt

ein Blick

ein Lächeln

eine Berührung

jetzt spüre ich es auch

 


märz

Federleicht

 

Habe eine Hängematte

zwischen zwei Fixsterne gespannt

lass uns dort chillen

nur du und ich

federleicht

 

Was kostet die Welt?

Habe eine Hängematte

zwischen zwei Fixsterne gespannt

 


februar

Gemeinsam

 

Wir reichen uns die Hand

Wie schon lange nicht mehr

Angstfrei, frei

In guter Absicht

 

Wir treffen einander

Auf Augenhöhe

Ohne Masken

Die aus Stoff

Und auch unsere Unsichtbare

Haben wir fallen lassen

 

Wer will sich noch verstellen

Nach der langen Zeit

Voller Einschränkungen

 

Wir wollen echt sein

Und leben

Gemeinsam


januar

Rückenwind

 

Ich treibe durch die Welt

Mal hierhin, mal dort

Bleib, wo es mir gefällt

Woher soll ich auch wissen, welcher Ort

Für meine Reise am besten passt

Viel lieber lasse ich den Zufall

Auf seine Weise

Hinter jeder Ecke

Eine Überraschung verstecken

Und es ist fast immer der Fall

Dass ich schließlich genau dort bin

Wo ich von Anfang an hin wollte

Oder wollte ich am Ende

Immer dort sein, wo ich war?

Das nicht zu wissen

Ist beim Treibenlassen die Gefahr.